Melancolia (1980)

AnnĂ€herungen an einen Kupferstich nach DĂŒrer

Besetzung: Kleines Orchester

Verlag: Breitkopf & HĂ€rtel

http://www.breitkopf.de

Bemerkung: DĂŒrers Kupferstich „Melencolia I“ hat seit seiner Entstehung 1514 (dem Todesjahr seiner Mutter) viele Deutungen erfahren und auch heute noch gibt es RĂ€tsel auf. Kunstwissenschaftler und -historiker haben immer wieder in dem allegorischen Beiwerk der die Melancholie gleichsam personifizierenden Engelsgestalt nach dem SchlĂŒssel zum VerstĂ€ndnis gesucht. Kugel, Polyeder und magisches Zahlenquadrat als Symbole des Unendlichen und Vollkommenen, aber ebenso auch des Ausweglosen, wie die zerrinnende Zeit - dargestellt in der Sanduhr -, können als Ausgangspunkt und Sinnbild melancholischer Seelenstimmung verstanden werden. Die Kunsthistoriker Wölfflin und Borinsky vermuteten, daß DĂŒrer ein weiteres Blatt Melencolia II geplant hatte, das die hoffnungslose Seelenkrankheit darstellt, bei der die schwarzen SĂ€fte den Körper hochsteigen, so wie Marsilius Ficinus die Depression als zweite Seite der Melancholie in seinem 1500 entstandenem Buch ĂŒber das dreifache Leben („De vita triplici“) beschreibt. Diese einleuchtende Vermutung veranlaßte mich, als klangliches Gegenbild zu Melencolia I und als akustische Vision eines nicht vorhandenen Blattes von DĂŒrer auch einen Satz Melencolia II zu entwerfen. Im Zentrum meines StĂŒckes fĂŒr kleines Orchester, in dem die heruntergedunkelten Orchesterfarben dominieren, steht ein Satz, dem ein magisches Klangquadrat zugrunde liegt, das Form und Harmonik bestimmt. Analog zu DĂŒrers Zahlenquadrat ergeben jeweils vier dreitönige Akkorde - horizontal, vertikal, diagonal u.s.w. gelesen - stets das Total aller zwölf Töne. Zudem ist jeder Akkord ĂŒber den Mittelpunkt des Quadrates in einen anderen in seiner Intervallkonstellation gespiegelt. [URL: http://www.denhoff.de]

Kunstwerk(e)


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ao. Univ.-Prof. Dr. Monika Fink-Naumann
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